Woyzeck hautnah und „verspielt“

Am 15.02.23 hat Tillmann Staemmler mit allen Schülerinnen und Schülern des 11. Jahrgangs einen auf den darauffolgenden Tag geplanten Besuch des Magdeburger Schauspielhauses in Form eines Workshops vorbereitet, indem er zunächst mit Aufwärmübungen die Stimmung auflockerte und über ein Brainstorming die Schülerinnen und Schüler selbst kreativ werden ließ. Jede kleine Schülergruppe inszenierte die Handlung des Woyzecks in einer 2-3-minütigen Darstellung in Form eines den Schülerinnen und Schülern geläufigen Gaming-Ensembles.
Woyzeck

Der Regisseur Jan Friedrich transformiert die fragmentarische Gestaltung des Dramas „Woyzeck“ von Georg Büchner in die Gegenwart und in ein an Computerspiele („Ego-Shooter“) erinnerndes Setting. Das Publikum nimmt Woyzecks Perspektive ein und folgt ihm durch seine Welt, in der sich die Entscheidungsmöglichkeiten immer weiter reduzieren. Die Schauspieler haben dabei nicht nur die Rollen getauscht, sondern auch die Verteilung der Sprechhandlungen. Die schauspielerische Leistung war hervorragend und das Bühnenbild faszinierte durch innovative Effekte mit Schwarzlicht und Neonfarben, wodurch dynamische Wirkungen erzielt wurden. Bemerkenswert war zudem, wie überzeugend die einzelnen Charaktere als Videospielfiguren aus Fleisch und Blut fungierten.

Die Pressestimme der Magdeburger Volksstimme (30.01.23) trifft es mit folgenden Worten:

„Was im ersten Moment befremdlich scheint, entwickelt sich zu einer unglaublich spannenden und packenden Symbiose aus virtueller und realer Welt. Jan Friedrich gelingt dieser künstlerische Spagat perfekt, auch weil die gegenseitige Durchdringung längst Realität ist. (…) Die Inszenierung ist ein künstlerischer Paukenschlag…“

Die sich an die Rezeption des Stückes anschließende Nachbesprechung erwies sich als methodisch gut durchdacht. Die nachhallenden Eindrücke sowie Gedanken durften per Fragenimpuls in Form eines Schreibgesprächs zu Papier gebracht werden und der rege Austausch nahm seinen Lauf. Das direkte Gespräch mit Herrn Staemmler ließ zum Schluss viele konkrete Fragen unbeantwortet und der persönliche Zugang eines jeden einzelnen stand im Fokus.